Hoch empor ragen die vier Regenwasserpumpen, vor denen Lutz Rahrisch steht. Sie sind ein Symbol der Tradition und Moderne. Schließlich sind im 1910 fertiggestellten Kaditzer Klärwerk, das unter Leitung der Stadtbauräte Hans Erlwein und Herrmann Klette entstand, noch viele Originalgebäude erhalten. Die Technik wurde aber immer wieder modernisiert. So ist es auch im Hauptpumpwerk der Kläranlage. Bis dahin fließt das Abwasser in einer Tiefe von 9,5 Metern. Doch die nachfolgenden Vorklärbecken liegen 13 Meter höher als der Sandfang.
„Sechs moderne Schmutzwasserpumpen drücken bis zu vier Kubikmeter Abwasser pro Sekunde nach oben“, erklärt der Fachgruppenleiter für Ingenieurtechnik Lutz Rahrisch. Der 59-jährige Dresdner begleitet mit seinem fünfköpfigen Team Instandhaltungs- und Ersatzinvestitionen bei der Stadtentwässerung Dresden. „Wir helfen auch bei Betriebsproblemen oder beraten unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Planung.“ Der Diplom-Ingenieur für Wasserwirtschaft hat jahrzehntelange Erfahrung und kennt die Technik aus dem Effeff. Am kommenden Sonntag werden er und weitere Fachleute die Funktion des Hauptpumpwerks im Klärwerk erläutern.
„Die Maschinen- und Steuerungstechnik wurde mehrfach angepasst, um den neuen Anforderungen an die Abwasserbehandlung gerecht zu werden – zuletzt 2005“, sagt Rahrisch. Damals wurde das Klärwerk Pratzschwitz geschlossen. Das Abwasser aus Pirna, Heidenau und den umliegenden Kommunen fließt seitdem nach Dresden – jährlich immerhin 5,5 Millionen Kubikmeter. Zuvor erhielten die beiden größten Schmutzwasserpumpen größere Laufräder und leistungsfähigere Elektromotoren. Seitdem können die sechs Pumpen stündlich bis zu 14.400 Kubikmeter Abwasser zur weiteren Behandlung ins Klärwerk befördern. „Sie sind in einem Top-Zustand, da wir sie in regelmäßigen Abständen inspizieren und falls nötig instandsetzen“, erklärt der Fachgruppenleiter.
Die Schmutzwasserpumpen verrichten seit dem 1. November 1991 ihren Dienst. Damals nahm das Klärwerk Kaditz nach einer fünfjährigen Zwangspause wieder den Betrieb auf. Anfang 1987 wurden nach einem Stromausfall bei Hochwasser sowohl das Feinrechengebäude als auch das Pumpenhaus überflutet. Nach 77-jährigem Betrieb ging im Klärwerk Kaditz nichts mehr. Fünf Jahre lang floss das Dresdner Abwasser ungeklärt in die Elbe.
Für Extremsituationen sind die vier Regenwasserpumpen vorgesehen, ebenfalls seit 1910. Die älteste ist 96 Jahre alt, die drei anderen sind Baujahr 1933. Wenn bei Starkregen und Hochwasser ab einem Elbpegel von drei Metern die Kläranlage trotzt Regenüberlaufbeckens überfordert ist, können bis zu 18 Kubikmeter je Sekunde direkt in die Elbe gepumpt werden. Das ist zwar äußerst selten, doch so wird auch das Kanalsystem vor dem Kollaps geschützt.
Zuletzt war dies bei der Juniflut 2013 nötig. Damals arbeiteten diese Anlage und die beiden anderen Hochwasserpumpwerke in Johannstadt und Stetzsch zuverlässig, sodass das Kanalsystems weiter gut funktionierte. Dafür sorgt auch Lutz Rahrischs Fachgruppe. „Wie auch die Schmutzwasserpumpen inspizieren wir die Regenwasserpumpen ebenfalls regelmäßig, testen sie und reparieren sie bei Bedarf“, sagt er. Auch das wird er am Sonntag (11. Juni 2023) beim Tag der offenen Tür erklären.