Das Klärwerk Kaditz ist hochmodern ausgebaut, um Dresdens Abwässer zu reinigen. Seit der Wiedervereinigung hat die Stadtentwässerung dort knapp 400 Millionen Euro investiert – auch dafür, dass es rings ums Klärwerk nicht zu stark stinkt. Den entscheidenden Fortschritt gab es 2012 mit den eiförmigen Faultürmen. Dadurch musste der Klärschlamm nicht mehr mit Erdgas erhitzt und getrocknet werden.
Doch 2016 kam der Rückschlag. Wie früher zogen wieder Wolken von Schlammdunst über Kaditz. Seitdem arbeitet die Stadtentwässerung intensiv daran, das Problem zu beseitigen. Jetzt ist die Ursache klar, erläutert Geschäftsführer Ralf Strothteicher. So kann noch dieses Jahr eine Lösung umgesetzt werden.
Die ersten Schritte: Neue Filteranlage löst Problem noch nicht komplett
Eigentlich hatte die Stadtentwässerung gehofft, das Gestanksproblem bereits 2017 lösen zu können. Denn vor allem in der Schlammbehandlung hatte es gemüffelt. Dort war eine Filteranlage ausgefallen, die die Abluft von fünf großen Becken direkt neben der Autobahn reinigt. Sie war im Januar 2017 komplett erneuert worden. In dem Bereich war damals der Gestank zwar deutlich zurückgegangen, anderswo aber nicht. So an der Verladeanlage mit drei Silos, wo der ausgereifte Schlamm von LKW abtransportiert wird.
Die Ursache: Erwärmter Klärschlamm hat beim Verladen gestunken
„Wir haben umfangreiche Messungen durchgeführt“, erläutert Strothteicher. Letztlich stellte sich die Ursache heraus. Der in den beiden großen Faultürmen ausgereifte Klärschlamm wird vor dem Abtransport in Zentrifugen, das sind große Schleudern, entwässert. Zuvor wird er jedoch von 36 auf 50 Grad erwärmt. „Diese Vorerwärmung war die Ursache des Geruchs“, sagt der Geschäftsführer.
Dieser Schritt bringt aber erhebliche Vorteile. Denn durch diese Erwärmung kann der Anteil der trockenen Substanz im Klärschlamm von 28 auf 31 Prozent erhöht werden. Rund 42.000 Tonnen Klärschlamm werden jährlich auf Kompostieranlagen und als Brennstoff für Braunkohlekraftwerke oder für die Zementindustrie entsorgt. Ist der Klärschlamm durch die Erwärmung trockener, müssen 1.200 bis 1.500 Tonnen weniger abtransportiert werden, was bis zu 60 Lkw-Ladungen entspricht.
Die Übergangslösung: Duftspray mit Limonenölen
Bis das Problem gelöst ist, praktiziert die Stadtentwässerung Übergangslösungen. So wurde darauf verzichtet, den Klärschlamm vorm Schleudern in den Zentrifugen zu erwärmen, führt Strothteicher ein Beispiel an. Getestet wurde auch, die Erwärmung wieder zuzuschalten. Was jedoch prompt wieder für Gestank sorgte. Außerdem werden an der Verladestation nach dem Prinzip von Toiletten Duftstoffe aus Düsen aufgesprüht. Das ist aber nur möglich, wenn kein Frost ist. Sonst frieren die Düsen zu. Dadurch konnte die Geruchsbelastung bereits deutlich gesenkt werden.
Die Lösung: UV-Strahlen werden chemische Verbindungen knacken
Für die endgültige Lösung hatten zwei Ingenieurbüros mehrere Varianten untersucht. Letztlich entschied sich die Stadtentwässerung für eine Abluftbehandlungsanlage, die folgendermaßen funktioniert. An der Schlammverladung werden die oberen Bereiche der Silos an Rohre angeschlossen. Darunter, wo der Schlamm auf die Lkw verladen wird, kommt eine große Dunstabzugshaube. So kann die Luft abgesaugt werden.
In einer Anlage direkt neben der Schlammverladung, die etwa so groß wie eine Garage ist, werden die Gerüche entfernt. UV-Strahlen „knacken“ die chemischen Verbindungen und ein Aktivkohlefilter entfernt die Stoffe, die für den Geruch sorgen.
Noch dieses Jahr soll neue Anlage in Betrieb gehen
Für die Anlage will die Stadtentwässerung rund 1,5 Millionen Euro investieren. Strothteicher rechnet mit einer Lieferzeit von einem halben Jahr. „Wir hoffen, dass wir im Sommer mit der Montage beginnen können.“ So könnte die Anlage noch dieses Jahr in Betrieb gehen. „Damit wird es deutlich weniger riechen“, sagt er. Eine komplett geruchsfreie Kläranlage an allen Stellen hält der Geschäftsführer jedoch für illusorisch.
Quelle: Peter Hilbert, saechsische.de, Lokal Dresden