Pedro Kämpffe und Rico Pfeiffer stehen am Herzstück der vollbiologischen Kläranlage von Ottendorf-Okrilla – den Belebungsbecken. Der Abwassermeister von der Stadtentwässerung und der parteilose Bürgermeister sind zufrieden, dass die Anlage bestens funktioniert. Dafür wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel unternommen. Zwar hat die Stadtentwässerung nach einer europaweiten Ausschreibung bereits 2008 die Betriebsführung für den Abwasserverband (AV) Rödertal übernommen, die auch verlängert wurde. Doch jetzt folgt ein weiterer Schritt, erklärt Pfeiffer, der auch Verbandsvorsitzender ist. Dresden, der AV und Ottendorf-Okrilla werden noch enger zusammenarbeiten.
Der Vertrag: Hoffnung auf positive Effekte
Ab 1. April beginnt die interkommunale Zusammenarbeit zwischen der Stadtentwässerung, der Gemeinde und dem Verband. Rico Pfeiffer und die Geschäftsführer der Stadtentwässerung, Gunda Röstel und Ralf Strothteicher, haben kürzlich die Verträge unterschrieben. Damit ist der Weg für eine noch engere langfristige Partnerschaft geebnet. Erstmals in Deutschland wurde eine interkommunale Zusammenarbeit im Abwasserbereich vereinbart. „Das ist eine neue Herausforderung“, sagt Pfeiffer. Die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren habe sich bewährt. „Ich hoffe, dass unsere neue Vereinbarung viele positive Effekte bringt.“
Das Herzstück: Kläranlage für über 26.000 Einwohner
Anfang der 1990er-Jahre wird der AV Rödertal gegründet. Zu ihm gehören heute die Gemeinde Ottendorf-Okrilla und die Dresdner Ortschaften Weixdorf und Langebrück. „Früher gab es viele kleine Kläranlagen“, berichtet Abwassermeister Kämpffe. Der heute 53-Jährige arbeitet von Anfang an dort. 1994 geht die neue Kläranlage von Ottendorf-Okrilla in Betrieb. Sie wird bis 2007 schrittweise so ausgebaut, dass sie letztlich das Abwasser von 26.400 Einwohnern entsorgen kann. Angeschlossen ist auch der neue Industrie- und Gewerbepark Ottendorf-Okrilla. Heute werden rund 1,2 Millionen Kubikmeter Abwasser jährlich gereinigt.
Das Problem: Zwei Mitarbeiter sind überlastet
Anfangs hatte der Verband nur zwei Mitarbeiter im Abwasserbereich, die umgeschult worden waren. Doch mit dem Betrieb der Kläranlage, den Wochenend- und Bereitschaftsdiensten sowie Störungseinsätzen sind sie überlastet. Also wird die Betriebsführung abgegeben, zuletzt bis 2008 an die Radeberger Gesellschaft für Wasser und Abwasser (Gewa). Dann übernimmt die Dresdner Stadtentwässerung nicht nur die Betriebsführung, sondern auch Abwassermeister Kämpffe und drei weitere Mitarbeiter.
Das Kanalnetz: Fast alle Grundstücke angeschlossen
Kämpffes Team kümmert sich um die Kläranlage und das 8,5 Kilometer lange Kanalnetz, das nach der Wende ausgebaut wird. Mittlerweile sind in Ottendorf-Okrilla fast alle Grundstücke ans Abwassernetz angeschlossen, erklärt Verbandschef Pfeiffer. Es gibt nur einige Ausnahmen in Medingen und Grünberg, wo die Erschließung zu aufwendig sei.
Die Vorteile: Bauhof und Spezialisten helfen
Gegenüber der bisherigen Betriebsführung gibt es bei der interkommunalen Zusammenarbeit mehrere Neuheiten. Die Zeit der langen Wege für Abwasser aus abflusslosen Gruben, das nicht zentral entsorgt werden kann, ist vorbei. Auf der Kläranlage wird eine Annahmestation für häusliche Fäkalien und ähnliche gewerbliche Abwässer eingerichtet. Außerdem wird sie jetzt zur Ausbildungskläranlage, um den wachsenden Fachkräftebedarf zu sichern.
Bisher profitierte der Verband auch von den Spezialisten der Stadtentwässerung. Denn für Kämpffe und seine drei Abwasserfachleute wären alle Arbeiten im Verbandsgebiet gar nicht zu schaffen. So werden beispielsweise Hochdruck-Spülfahrzeuge zur Reinigung und TV-Inspektionsfahrzeuge zur Überprüfung der Kanäle eingesetzt, nennt Kämpffe zwei Beispiele.
Im Gegenzug wird sich der Bauhof der Gemeinde jetzt um die Regenrückhaltebecken in Dresdens Ortschaften Weixdorf und Langebrück kümmern und dort den Rasen mähen, erläutert Bürgermeister und Verbandschef Pfeiffer eine neue Aufgabe.
Er sieht mehrere Vorteile. So die Flexibilität bei der Erledigung der Aufgaben und der Auftragserteilung oder die Transparenz der Kosten, da kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Was sich am Ende für die Bürger auszahle.
Die Gebühr: Kosten derzeit auf dem Prüfstand
Die Entwässerungsgebühr von 2,70 Euro je Kubikmeter ist schon seit zehn Jahren stabil. Derzeit wird sie neu kalkuliert. Pfeiffer erhofft sich von der interkommunalen Zusammenarbeit zwar positive Effekte, da die Betriebsführung stabil bleibt und der Zusatzaufwand für Ausschreibungen entfällt. Dennoch steigen die Kosten nicht nur bei Energie und Kraftstoffen. Auch höhere Arbeits- und Materialkosten schlagen zu Buche. „Aufgrund dieser Kostensteigerungen ist eine Gebührenerhöhung nicht auszuschließen“, sagt er.