Nach knapp anderthalb Jahren hat die Stadtentwässerung ein Großprojekt an der Flügelwegbrücke abgeschlossen. Die Abwasserröhre unter dem Elbgrund wurde saniert. Jetzt ist sie auch von oben sicher, erklärt Projektleiter Heiko Nytsch von der Stadtentwässerung. Deshalb war seit September vergangenen Jahres am Fuße der Flügelwegbrücke oft ein Schiff zu sehen, auf dem ein Bagger arbeitete. Die linkselbische Dresdner Abwasser-Hauptschlagader führt ein Stück elbabwärts der Brücke unter der Elbe hindurch zum Klärwerk Kaditz. Durch sie fließen 70 Prozent des Dresdner Abwassers hindurch. Der zwei Meter hohe Abwassertunnel war bis Juni vergangenen Jahres saniert worden. Er liegt einen Meter unter dem Elbgrund. In der Fachsprache werden solche Rohrverbindungen unter Flüssen als Düker bezeichnet. Das kommt aus dem Holländischen und heißt Taucher.
Beim letzten Akt waren dort noch weitere Arbeiten nötig. Damit der Tunnel geschützt ist, wurde noch ein 20 Meter breiter und 90 Meter langer Streifen auf dem Elbgrund aufgebracht. Wenn Schiffe ihre Anker werfen, kann dadurch die Röhre nicht beschädigt werden. „Die Dükersicherung war mit der Abnahme am 19. Mai abgeschlossen“, sagt Projektleiter Nytsch. Industrietaucher hatten zuerst Wasserbausteine versetzt, die vom Schiff aus mit Beton vergossen wurden. Mit dem Elbkies, der vom Grund über dem Abwassertunnel abgebaggert wurde, verfüllten die Wasserbauer die Oberfläche des zuvor mit Beton gesicherten Streifens. Insgesamt wurde eine etwa 15 Zentimeter starke Kiesschicht aufgebracht.
Die Arbeiten hatten sich verzögert. Ein Grund dafür war, dass bei Niedrigwasser im November 2020 eine Woche lang nicht gearbeitet werden konnte. Zudem konnte bei starkem Frost nicht betoniert werden. Hinzu kam, dass zuletzt vier Wochen lang der Elbpegel zu hoch war. Denn er darf nicht über 2,1 Meter sein. Deshalb konnten die Arbeiten erst Mitte März fortgesetzt werden.
Die Abwasserröhre unter dem Elbgrund hat für Dresden eine große Bedeutung. Durch sie fließt bei Starkregen das Abwasser des Altstädter Hauptkanals unter der Elbe hindurch. Denn in diesem Fall reicht das kleinere, 1,1 Meter starke benachbarte Rohr nicht mehr aus. Dieser Düker war bereits 1992 saniert worden. Die Stadtentwässerung hatte für die jetzt abgeschlossenen Arbeiten am großen Nachbarn rund 4,8 Millionen Euro investiert.
Zum Auftakt hatten Kesselsdorfer Spezialisten mit Saug- und Spülfahrzeugen gereinigt. Das Mittelstück des Rohrtunnels hatte noch unter Wasser gestanden. Deshalb mussten bei der Feinreinigung Taucher eingesetzt werden.
In die 114 Jahre alte und insgesamt 340 Meter lange Röhre sind zwei mit Polyesterharz getränkte Nadelfilzschläuche eingezogen beziehungsweise eingestülpt worden. Danach wurde Wasser in der Röhre auf 87 Grad erhitzt, sodass das Harz aushärtete und der Abwassertunnel eine neue feste Hülle bekam. In der Fachsprache nennt sich das Inliner.
Die Sanierung der Röhre war dringend nötig. Denn sie war in äußerst schlechtem Zustand. Am Altstädter und Neustädter Ende besteht die Röhre aus Beton, im Anschluss und unter der Elbe auf insgesamt 230 Metern Länge aus Stahl. Der Beton wies große Poren, Ausblühungen und Risse auf. Zum Teil drückte Grund- und Elbwasser durch die schadhaften Stellen. Nicht besser sah es im langen Stahlrohr aus. Besonders im unteren Teil war es am Boden verrostet. Die Stadtentwässerung hatte das Rohr vermessen lassen. Die einstige Wandstärke des Dükers von 22 Millimetern war um mehr als zehn Millimeter geschrumpft.
Peter Hilbert für die Stadentwässerung Dresden