Die meisten von uns kennen Steffen Keller vor allem als Aushängeschild der ersten und bisher einzigen Wildvogelauffangstation Sachsens. Mittlerweile hat er die Leitung des Vogelhospitals an seine Tochter Saskia abgegeben. Doch nach wie vor findet man ihn beinahe täglich auf unserem Betriebsgelände. Mit seinen Erfahrungen, Kenntnissen und vor allem seinen vielen Kontakten bleibt er für die Station unverzichtbar.
Was viele nicht wissen, es gibt noch einen weiteren Anlaufpunkt für ihn. In der 3. Etage der Halle H betreibt Steffen Keller seit 2012 ein Labor zur Aufzucht wilder Orchideen. Im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zieht er fünf regionale Sorten. Die bekanntesten Vertreter sind Knabenkraut und Frauenschuh.
Die Aufzucht der Setzlinge dauert insgesamt vier Jahre und ist sehr aufwendig. In den beiden Laborräumen herrschen das ganze Jahr über konstant 18 Grad Celsius. In langen Regalen und auf Tischen reihen sich tausende von Gläsern, sorgfältig beschriftet und mit atmungsaktiver Folie verschlossen. Die Nährböden für die verschiedenen Wachstumsphasen rührt der Hobby-Alchemist mit Dünger, Zucker und verschiedenen Wuchsstoffen selbst zusammen.
Alle vier bis sechs Wochen müssen die Winzlinge umgetopft werden. Kaum zu glauben: Der rührige ehemalige Jugendeuropameister im Ringen präpariert geduldig 60 Gläser pro Tag. Das dauert rund vier Stunden. Von den jährlich 15.000 aus Samen gezogenen Pflänzchen gehen 70 Prozent wieder ein. Nach zwei Jahren wechseln die Setzlinge auf das Freigelände des Umweltzentrums in der Bremer Straße. Dort werden sie weitere zwei Jahre gehegt. Dann sind sie reif für die Wiederansiedlung im Osterzgebirge.
Bereits als Student für Verfahrenstechnik begann der heute 62jährige mit der Orchideenzucht. 40 Jahre Erfahrung sind der Grundpfeiler seines Erfolges – sein Labor für heimische Boden-Orchideen ist einzigartig in Europa. Damit sein Wissen nicht eines Tages verloren geht, will er gemeinsam mit dem Biologen Mike Hölzel von der HTW Dresden ein Fachbuch herausgeben.