Um für die Situation gerüstet zu sein, berief die Geschäftsführung bereits am 6. März 2020 einen Krisenstab ein. Er ist nach wie vor aktiv und wird erst aufgelöst, wenn sich die Lage dauerhaft entspannt hat. Der Krisenstab setzt sich zusammen aus der Geschäftsführung, dem Betriebsrat, den Leitern des Technischen, Kaufmännischen und Personalbereichs, den Gebietsleitern von Kläranlagenbetrieb und Kanalnetzbetrieb, dem Leiter Gebäudemanagement und schließlich einem Vertreter der Unternehmenskommunikation. Anfangs tagte der Krisenstab bis zu dreimal pro Woche. Hier fallen alle Entscheidungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Als einen der ersten Schritte verabschiedete der Krisenstab einen vorläufigen Pandemieplan, der entsprechend der aktuellen Lagen ständig weiterentwickelt wird. In vier Eskalationsstufen – je nach Schwere der Pandemie – listet er die entsprechenden Schutzmaßnahmen auf.
„Es war uns von Anfang an wichtig, rechtzeitig und strukturiert mit der Krise umzugehen. Ein gut ausgearbeiteter Pandemieplan, der auf wesentliche, handhabbare Maßnahmen abhebt, ist dafür das A und O“, erläutert der Technische Geschäftsführer Ralf Strothteicher, der den Krisenstab leitet. Wichtig war die Sensibilisierung der Beschäftigten über Husten- und Niesetikette, Mindestabstand, Verzicht auf Handgeben und noch häufigeres Händewaschen und Händedesinfektion. „So banal diese Dinge klingen, so wirkungsvoll sind sie. Wenn sich jeder an diese Spielregeln hält, können Viren praktisch fast nicht mehr übertragen werden“, verdeutlicht Ralf Strothteicher.
Gerade die Händedesinfektion stellte die SEDD vor einige Probleme, denn Desinfektionsmittel war zu Beginn der Krise absolute Mangelware. Das Betriebslabor ging daher dazu über, ethanolhaltiges Händedesinfektionsmittel für die Beschäftigten selbst herzustellen. Ab dem 24. März 2020 verteilte die SEDD an alle Beschäftigten je drei Gesichtsmasken, die nach dem Verlassen des Arbeitszimmers anzulegen sind. Ab Mitte März untersagte der Krisenstab alle direkten Beratungen, verwies auf Telefonkonferenzen und ging gleich mit gutem Beispiel voran. Nach anfänglicher Skepsis erwies sich das als sehr praktische Lösung und funktionierte reibungslos.
Der Kundenservice der SEDD schloss am 13. März 2020 für den Besucherverkehr. Er ist jedoch weiter per E-Mail und telefonisch erreichbar. Das Betriebsrestaurant schloss am 20. März 2020 für Gäste. Die Speisen für das Personal werden jedoch weiter vor Ort frisch zubereitet und in die jeweiligen Arbeitsbereiche geliefert.
Viele Schutzmaßnahmen betrafen die räumliche und zeitliche Trennung der Beschäftigten. „Unsere größte Sorge bestand darin, dass eine komplette Schicht oder Abteilung in Quarantäne kommt. Um das zu verhindern, haben wir zum Beispiel Büros getauscht, feste Teams ohne Kontakt zu anderen Teams gebildet, vor Ort nicht benötigte Beschäftigte ins Homeoffice geschickt und schließlich sogar das ganze Schichtmodell umgestellt.“, blickt Ralf Strothteicher zurück. Zwischen 20 und 30 Prozent der Belegschaft arbeiten ganz oder teilweise zuhause, wobei hiervon vorrangig Kollegen Gebrauch machen, die nach der Schließung von Schulen und Kindergärten häusliche Betreuungsaufgaben haben.
Und weiter: „Gerade die Umstellung des Schichtmodells war eine immense Herausforderung. Aber Dank der ausgesprochen guten Organisation durch Gert Bamler, unseren Gebietsleiter Kläranlagenbetrieb, und der konstruktiven Unterstützung durch den Betriebsratsvorsitzenden konnten wir die Schichten in rekordverdächtiger Zeit umstrukturieren und gut voneinander trennen.“ Dank dieser Maßnahmen läuft der Anlagenbetrieb problemlos. „Trotzdem sind wir noch lange nicht über den Berg. Die Situation kann sich jederzeit verschärfen und kritische Personalengpässe entstehen. Für diesen absoluten Ausnahmefall haben wir daher einen Kasernierungsplan in der Schublade. Wir hoffen, dass wir ihn nicht brauchen werden, müssen als Betreiber einer Kritischen Infrastruktur aber auch dieses Szenario kalkulieren“, unterstreicht Gert Bamler.
„Die größte Herausforderung für unser Unternehmen liegt ganz klar in der Aufrechterhaltung der adäquaten Sammlung der Abwässer und deren Klärung und aller hierfür nötigen Dienstleistungsprozesse. Chancen sehen wir darin, dass wir alle miteinander in kürzester Zeit lernen, komplett neue Situationen erfolgversprechend zu meistern – von der Arbeit mit Videokonferenzen und digitalen Arbeitsplätzen bis hin zum wechselseitigen Einspringen für bisher nicht geübte Tätigkeiten. Die Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft ist groß. Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dankbar, dass sie diese Herausforderung mit uns unaufgeregt gemeinsam meistern. Ein neues digitales Level und diese Erfahrung gemeinsamen solidarischen Engagements unter extremen Bedingungen wird bleiben“, zieht Ralf Strothteicher ein erstes Zwischenfazit.